Dienstag, 18. September 2007

Dieciocho!

Heute ist Nationalfeiertag in Chile und es ist nicht lediglich ein Feiertag, sondern gleich eine ganze Feierwoche. Bereits am letzten Freitagnachmittag wurde in den meisten Betrieben mit Asado und Bier die Urlaubswoche eingeleitet. Am Freitagabend bahnten sich dann die vollgepackten Autos in den verstopften Strassen ihren Weg raus aus Santiago. Es wurde geschätzt, dass Freitagabend über 4 Mio Menschen unterwegs waren. Das bedeutet, jeder 4. Chile saß im Auto, Flugzeug, Bus oder in der Bahn.
Wir haben es vorgezogen in Santiago zu bleiben und genießen nun die himmlische Ruhe und frische Luft. Außer gestern, da haben wir einen Abstecher ans Meer gemacht und bei strahlend blauem Himmel am Strand gelegen und den Chilenen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zwischen den üppigen Mahlzeiten zugeschaut: Drachensteigenlassen.
Heute ist Santiago wie ausgestorben. Heute Morgen joggten wir auf der Fahrbahn der Pdte. Errazuriz zwischen der Deutschen Botschaft und dem Wohnsitz von Michelle Bachelet ohne dass uns ein Auto dabei gestört hätte, ein Unterfangen was selbst an einem Sonntag Morgen äußerst gefährlich ist.
An Weihnachten, komischerweise, sah das ganz anders hier aus: Besinnlichkeit und Ruhe kam kaum auf bei 30 Grad im Schatten. Die Shopping Exzesse in den Supermärkten und Malls gingen bis spät in den Heiligen Abend und am 26.12. war eigentlich wieder alles beim Alten.
Heute kommt das Land nun wirklich zur Ruhe. In dieser Woche sind sämtliche Betriebe bis Mittwoch geschlossen, selbst die Supermärkte und Einkaufszentren sind heute am eigentlichen Nationalfeiertag dicht. Zum Glück haben einige Restaurants geöffnet, das werden wir am Abend im Tierra Noble in Vitacura genießen.

Freitag, 7. September 2007

Behörden Hopping

Wir sind seit 10 Monaten in Chile und sollten nun den kompletten Zyklus aller für uns relevanter Institutionen und Behörden durchlaufen haben. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die ein oder andere für uns bisher unbekannte Behörde noch kommen wird.

Nachdem wir Ende letzten Jahres unser Carnet und unsere RUT, ohne die hier überhaupt nichts geht, beantragt haben, gründeten wir Anfang des Jahres unsere Firma (Limitada). Dies hat gerade Mal 3 Wochen gedauert. Später haben wir Antje, meine Partnerin, offiziell bei unserer Firma angestellt und dadurch das System von AFP (Rentenversicherung) und ISAPRE (Krankenversicherung) kennengelernt. In Kürze werden wir unsere Praktikantin aus Deutschland hier fest anstellen. Dadurch haben wir nähere Kenntnis des Prozesses der Visabeantragung in Chile erlangt. Auch das ist relativ problemlos möglich, sofern ein paar Pflichtklauseln im Vertrag verankert sind.
Es fehlt jetzt nur noch unsere private permanente Aufenthaltsgenehmigung (Permanencia Definitiva). Dafür haben wir in den letzten Wochen Dokumente zusammengestellt. Zuerst haben wir die Antragsformulare aus dem Internet heruntergeladen, dann ging es los ging es mit Passfotos (Größe 3*2 cm, mit Lupe bin ich darauf ganz gut zu erkennen), Kopien von Cedular (Ausländerausweis), Reisepass und Einreisebescheinigung der Ausländerpolizei.
Unser Steuerberater hatte uns in der Zwischenzeit Kopien unserer Steuervorauszahlungen für die Limitada, unsere Beiträge für die Sozialversicherungen sowie eine Kopie der Registrierung bei Firma bei der SII zusammengestellt. Hinzu kamen Kopien des Patente Comercial, sowie unseres Gesellschaftervertrages. Da dieser auf dem hier so beliebten amerikanische Legal Format erstellt wurde, musste ich noch mal los zum Copy Shop, da mein A4 Scanner einfach zu kurz dafür ist.
Letzten Sonntagnachmittag war dann unser Esszimmer Tisch voll mit Dokumenten. Wir wollten eigentlich alles zusammenstellen und Montag zur Post bringen. Aber es fehlten noch 3 Dokumente für die wir uns einheimischen Rat holen mussten, weil wir keine Ahnung hatten, was damit gemeint war.

Montagmorgen war dann Behörden Hopping angesagt:
In der Metro Station Los Leones haben wir für 2500 Peso einen Auszug aus dem Boletin Comercial ausdrucken lassen. Dieser sagt aus, dass sich unsere Firma nichts zu Schulden hat kommen lassen und wir alles bezahlt haben. Das ging schnell, Nummer ziehen, RUT mitteilen, bezahlen, fertig.
Dann sind wir mit Bus und Bahn zum Registro Civil in Las Condes, um unser Certificado de antecendentes für 880 Peso ausdrucken zu lassen. Dieses sagt aus, dass keine Strafen gegen uns persönlich vorliegen. Die Wartezeit war mit ca. 10 Minuten rekordverdächtig. Erstaunlicherweise mussten wir hierfür keine Nummer ziehen.
Dann das letzte Dokument: Certificado de Viajes. Das gibt’s bei der Ausländerpolizei in Independencia, ca. 45 Minuten entfernt vom Registro Civil. Nach Bezahlung der Gebühr von 500 Peso (70 ct) wurde uns diesmal eine Nummer ausgehändigt. So Kurz vorm Ziel mussten wir exakt 1:10 Minuten (ich hab’s gestoppt) warten, um dieses Dokument zu erhalten, welches bescheinigt, dass wir uns auch tatsächlich im Land aufgehalten haben.
Kurz vor Behördenschluss um 14:00 Uhr hatten wir dann alles zusammen und nach einer kurzen Wartezeit bei der Post konnten wir die Unterlagen per Einschreiben versenden.
Auch wenn es noch so nervt, muss ich aus meiner Erfahrung sagen, dass die Behörden in Chile verglichen mit anderen Ländern des spanischsprachigen Kulturkreises sehr effizient arbeiten. Anne Grüttner hat in ihrem Handelsblatt Global Reporting Blog aus Madrid ihre Erfahrungen mit Spanischen und Argentinischen Behörden geschildert, hier
Im Gegensatz dazu haben wir es hier schon fast mit deutscher Effizienz zu tun.